Allgemeines

Mombasa Stadtplan zum vergrössern BITTE KLICKEN Mombasa ist nach Nairobi die grösste Stadt des Landes. Der Stadtkern erstreckt sich auf einer etwa 14 qkm grossen, von Meeresarmen umschlossenen Insel. Nach Norden hin verbinden Mombasa drei Brücken mit dem Festland, der Verkehr nach Süden hin wird über eine Autofähre abgewickelt, die alle paar Minuten zwischen Mombasa-Stadt und der sogenannten Südküste hin und her pendelt. Schon seit Jahren ist im Gespräch, die Fährverbindung durch eine Brückenkonstruktion zu ersetzen, wegen fehlender finanzieller Mittel musste dieses Projekt jedoch immer wieder verschoben werden.
Die überwiegende Mehrheit der Kenia-Urlauber reist über den 10 km ausserhalb von Mombasa gelegenen Moi International Airport ins Land ein. Wenige bleiben dann direkt in Mombasa, das Hotelangebot ist hier beschränkt, schöne Sandstrände in unmittelbarer Nähe gibt es nicht, wohl aber nur einige Kilometer entfernt nördlich und südlich der Hafenstadt. Beim Transfer vom Flughafen zum jeweiligen Hotel stellen sich bei Urlaubern, die erstmals nach Afrika kommen, zumindest zwiespältige Gefühle ein. Angesichts von Armut und Not erleben nicht wenige einen regelrechten ”Kulturschock”. Nachdem man sich mit den Gegebenheiten Wahrzeichen von Mombasa im Land etwas vertraut gemacht hat und sich nicht zuletzt auch an das schwülheisse Klima gewöhnt hat, sollte man es nicht versäumen, Mombasa zumindest im Rahmen eines Tages- oder Halbtagesausflugs zu besuchen. Es ist ohne Frage eine der interessantesten Städte ganz Ostafrikas. Die Lage der Stadt gewährte ideale Bedingungen für den Ausbau eines Hafens. In vergangenen Jahrhunderten legten die aus Indien, Persien und Arabien kommenden Dhaus im Alten Hafen nordöstlich der Stadt an. Die modernen Containerschiffe steuern heute den Kilindini Harbour im Westen der Stadt an. Diesem Tiefseehafen verdankt Mombasa einen Grossteil seiner wirtschaftlichen Bedeutung. Nach Durban ist es der wichtigste Hafen an der ostafrikanischen Küste. Über ihn wird ein Grossteil des gesamten kenianischen Aussenhandels abgewickelt. Für die Anbindung ins Hinterland, nach Nairobi, Kisumu und weiter in die Staaten Zentralafrikas, sorgt vorrangig die Ugandabahn. Erdölraffinerien, eine Zementfabrik, Betriebe für Kfz-Montage, Lebensmittelverarbeitung, Tabak- und Papierherstellung, für Metall und chemische Industrie machen Mombasa zur zweitwichtigsten Industriestadt Kenias. Die politische Bedeutung von Mombasa beschränkt sich auf den Status einer Provinzhauptstadt. Die offiziellen Einwohnerzahlen werden zwar schon seit Jahren mit konstant 500’000 angegeben, tatsächlich leben jedoch vermutlich annähernd eine Million Menschen im Grossraum Mombasa. Afrikaner, Araber, Inder und wenige Europäer geben der Stadt einen kosmopolitischen Charme. Das Nebeneinander zahlreicher Religionen – etwa 60% der Bevölkerung sind Muslime – war bisher kein Problem.

 Geschichte

Urkundlich erwähnt wurde Mombasa erstmals im 12. Jahrhundert. Die Ursprünge der Stadt reichen jedoch vermutlich weiter zurück. Auf dem Meeresgrund vor Mombasa fand man Gefässe und andere Gegenstände, die belegen, dass bereits vor 2000 Jahren zwischen Ägypten, Indien und der ostafrikanischen Küste Handelsbeziehungen bestanden. Ab dem 6. Jh. n. Chr. begannen die Araber, Handelsposten entlang der ostafrikanischen Küste anzulegen. Als Vasco da Gama am 7. April 1498 auf dem Weg nach Indien vor der Stadt ankerte, war Mombasa eine wohlhabende Stadt. Man schätzt die damalige Bevölkerungszahl auf etwa 10’000 (so viel Menschen lebten zum gleichen Zeitpunkt auch in London). Den Portugiesen bereitete man einen wenig freundlichen Empfang. Da Vasco da Gama befürchten musste, dass seine Schiffe versenkt würden, liess er schnell wieder Anker lichten und segelte weiter nordwärts. In den folgenden Jahrzehnten versuchten die Portugiesen mehrmals, sich der Stadt zu bemächtigen. Erst 1589 hatten sie Erfolg und verlegten ihr Hauptquartier von Malindi nach Mombasa. Zur Festigung ihrer Machtposition errichteten sie zwischen 1593 und 1596 Fort Jesus. Das 17. Jh. Ist gekennzeichnet durch immer wieder ausbrechende Kämpfe zwischen der portugiesischen Besatzungsmacht und den mehrheitlich arabischen Bewohnern, wobei Fort Jesus mehrmals den Besitzer wechselte. Von den schiitischen Omani, die sich seit 1652 an der ostafrikanischen Küste festgesetztKind hatten, wurde das Fort 1698 besetzt. Für 30 Jahre blieb es in ihrem Besitz. Zwar gelang den Portugiesen 1728 noch einmal die Rückeroberung, doch verloren sie es schon ein Jahr später erneut an die Truppen Omans, woraufhin sie sich endgültig aus Ostafrika zurückzogen. Der Stellvertreter des Herrschers von Oman in Ostafrika, der ”Liwali”, nahm 1744 einen Dynastiewechsel in Oman zum Anlass, sich zum unabhängigen Sultan von Mombasa auszurufen. Dem nun in der Stadt regierenden Mazurni-Clan gelang es innerhalb kürzester Zeit, fast alle Städte an der ostafrikanischen Küste unter seine Gewalt zu bringen. Bis ins 19. Jh. hinein war die Herrschaft des Mazurni-Clans unangefochten. Dann wurde der Sultan von Oman mehr und mehr ein ernstzunehmender Gegner. Der Herrscher von Mombasa wandte sich 1824 hilfesuchend an den Kommandanten eines vor der Stadt ankernden britischen Schiffes und bat diesen um Protektorat, das gern gewährt wurde. Bis 1826 stand Mombasa offiziell unter britischem Schutz, dann entschieden sich die Briten dazu, um einen offenen Konflikt mit dem Sultan von Oman zu vermeiden, ihre Fahne am Fort Jesus wieder einzuholen. Schliesslich gelang es dem Sultan von Oman 1837, auch Mombasa einzunehmen, drei Jahre später wurde der Herrschaftssitz nach Sansibar verlegt. Politisch hatte Mombasa damit zwar an Bedeutung verloren, konnte sich jedoch durch Sklaven- und Elfenbeinhandel wirtschaftlich behaupten. Von etwa 10’000 Einwohnern im Jahre 1850 erhöhte sich die Bevölkerungszahl auf 25’000 im Jahre 1897. Die britische Regierung proklamierte 1895 in Mombasa das Protektorat Ostafrika und verwaltete von hier aus bis 1906 ihr ”Schutzgebiet”. Bedeutsam für die Entwicklung Mombasas im 20. Jh. war der Bau der Ugandabahn, der 1896 in Angriff genommen wurde. Um 1930 betrug Mombasas Bevölkerungszahl etwa 50’000 Menschen; die Stadt wuchs nun über die Grenzen von Mombasa Island hinaus.
 

 Stadtbild

Das Zentrum der Hafenmetropole nimmt den östlichen Teil der etwa 7 km langen und 4 km breiten Mombasa Island ein. Hauptstrassen sind die als ”Touristenmeile” bekannte Moi Avenue, ihre Verlängerung, die Nkrumah Road, und die sie Die Likoni Fähre verbindet Mombasa mit der Südküste kreuzende Digo Road bzw. Nyerere Avenue. Im Vergleich zu Nairobi ragen hier erstaunlich wenige Hochhäuser in den Himmel. Die nobelsten Viertel liegen im Süden von Mombasa Island und auf dem Festland nordöstlich der Insel. Hier stehen vor allem in Nyali prächtige Villen mit ausgedehnten Parkanlagen. Einen krassen Kontrast dazu bilden die im Zentrum von Mombasa Island und vor allem westlich der Insel gelegenen ärmlichen Viertel mit ihrem unübersehbaren Meer von Wellblech- und Holzhütten. Am interessantesten zeigt sich Mombasa natürlich in der Altstadt. Sie erstreckt sich nördlich vom Fort Jesus zwischen dem Alten Hafen und der Digo Road. Von der Anlage her wirkt die Altstadt mit ihrem engen Gassengewirr noch immer arabisch; die meisten hier stehenden Häuser entstanden jedoch während der britischen Kolonialherrschaft und sind nicht einmal 100 Jahre alt. Nur wenige Bauelemente verweisen noch auf indisch- sansibarische Einflüsse. Vereinzelt entdeckt man kunstvoll geschnitzte Balkone oder Türen. Aus der portugiesischen Epoche überdauerte lediglich das Fort Jesus die Zeiten.
 

 Hafenrundfahrten

Mombasa aus einer anderen Sicht lernt man bei Hafenrundfahrten kennen; sie sind über Reiseveranstalter und Hotels zu buchen. Das Restaurant Tamarind in Mombasas Vorort Nyali organisiert mittags und abends Bootsfahrten, bei denen ein Menü serviert wird. Der Veranstalter Jahazi Marine Ltd. (Auskunft unter Tel. 472213) führt sogenannte Dhau-Safaris durch, die im Kilindini Harbour starten. Vorbei am Fort Jesus segelt man in den von Mangrovenwäldern gesäumten Tudor Creek. Das Mittagessen wird in einem Restaurant an Land serviert. Nachmittags geht es weiter zum Floating Market, zum Schwimmenden Markt. Dabei handelt es sich um eine seit 1988 bestehende Kooperative von Einwohnern eines nahen Dorfes. Kunsthandwerk, bunte Stoffe und Gebrauchsgegenstände kann man vom Boot aus erstehen.
 

 Stadtrundgang

Die Innenstadt von Mombasa kann man bequem im Rahmen eines Stadtrundgangs erkunden, für den man sich etwa einen halben Tag Zeit nehmen sollte. In den Badehotels nördlich oder südlich der Hafenstadt wird gern der Eindruck vermittelt, dass man dazu unbedingt einen Führer benötigt. Tatsächlich kann man sich anhand des Stadtplans problemlos orientieren. Strassenkriminalität gibt es in Mombasa – wie natürlich auch in allen europäischen Grossstädten –, sie hat bei weitem nicht das Ausmass wie in Nairobi. Es gibt kein Viertel, vor dem ausdrücklich gewarnt werden muss. Aber man sollte sich natürlich auf die Risiken einstellen, auf seinen Besitz besonders achten und möglichst keine Wertsachen mitnehmen. Angesichts des schwülheissen Klimas sind die Mittagsstunden nicht empfehlenswert für einen Stadtrundgang, zudem sind die Gassen der Altstadt dann nahezu ausgestorben.

 Fort Jesus

Jenseits des Treasury Square ragen die rötlichbraunen Mauern des Fort Jesus auf (geöffnet: tgl. 08.00 – 18.30 Uhr). Die Portugiesen liessen das Fort zwischen 1593 und 1596 nach Plänen des Italieners Joao Batista Cairati errichten. Er hatte in den portugiesischen Besitzungen in Indien bereits ähnliche Bauwerke konstruiert. Die Tatsache, dass sie das Bollwerk dem ”Jesus von Mombasa” weihten, weist darauf hin, dass der mittelalterliche Kreuzzugsgeist für die portugiesischen Seefahrer noch eine Rolle spielte. Die Umfahrung Afrikas und die Niederlassungen in Ostafrika hatten auch (natürlich nicht ausschliesslich) die Bekämpfung des Islam zum Zweck. Die Lage des Forts wurde so gewählt, dass es die Einfahrt in den Alten Hafen sicherte. Selbst in Belagerungsfällen konnten von See her noch Vorräte in das Bollwerk transportiert werden. Im Laufe seiner Geschichte musste es immer wieder Angriffen widerstehen, wer sich des Forts bemächtigen konnte, galt als Herrscher der Stadt. Allein 1696-1698 wurde es 33 Monate lang belagert, bevor die portugiesischen Verteidiger aufgeben mussten, und damit ganz Mombasa an die Omani fiel. Erst mit dem Aufkommen grösserer Kriegsschiffe wurde das Fort strategisch bedeutungslos. Während der Herrschaft des Sultans von Oman (1837 – 1895) dienten die Gebäude im Innern des Befestigungsbauwerks nur noch als Quartier für Soldaten des Sultans. Die britischen Kolonialherren nutzten den Bau zwischen 1895 und 1958 als Gefängnis. Danach erklärte man das Fort zum National Monument. Dank einer grosszügigen Spende der Lissabonner Gulbenkian-Stiftung konnte es renoviert werden und ist seitdem für Besucher zugänglich.
Von der Anlage her präsentiert sich das Fort im wesentlichen noch so wie im ausgehenden 16. Jh.: Eine bis zu 3m dicke und bis 16m hohe Mauer, die durch vier Bastionen gesichert wird, umschliesst ein Rechteck. Die Umfassungsmauern und die Bauten innerhalb des Forts wurden im Laufe der Jahrhunderte jedoch mehrfach verstärkt und erneuert. Zu erheblichen baulichen Eingriffen kam es vor allem Mitte des 17. und zu Beginn des 18. Jh.s. Man betritt den Festungskomplex durch das Haupttor, zu dem eine Rampe hinaufführt. Die Kanonen am Aufgang gehörten zu zwei im Ersten Weltkrieg versenkten Kriegsschiffen, zur britischen ”Pegasus” und zur deutschen ”Königsberg”. Nach Passieren eines überwölbten Durchgangs betritt man den Innenhof der Festung. Gleich links befindet sich das Ticket Office. Für die Fort JesusErkundung der Festung kann man ein bis zwei Stunden veranschlagen. Ein Kiosk an der dem Hafen zugewandten Ostseite der Festung bietet Erfrischungen.
Ein Rundgang durch das Festungsgelände mit seinen Gebäuden und Mauerresten sowie einigen ansehnlichen Exemplaren tropischer Bäume könnte vom Eingang aus zunächst nach rechts führen (man geht dann weiter entgegen dem Uhrzeigersinn rund um die Festungsmauern). Die nordwestliche Ecke des Forts nimmt die San Felipe Bastion ein. Hier steht eines der interessantesten Gebäude innerhalb der Festung, das um 1800 errichtete Omani-Haus. Vom Dach aus hat man einen wunderschönen Blick auf die Altstadt. Der im Freien aufgestellte, auf Schienen verkehrende Trolleywagen wurde um 1900 in Mombasa für den Transport von Menschen und Waren eingesetzt. Eine erste Strecke war 1890 in Betrieb genommen worden. Sie führte vom Alten Hafen quer über Mombasa Island zu den Kilindini Docks, das Streckennetz wurde später erweitert, jedoch bereits 1923 aufgegeben. Weiter südlich sieht man die Überreste eines Brunnens und einer 17m tiefen Zisterne. Von einer aus portugiesischer Zeit stammenden Kirche sind nur die Grundmauern erhalten. Gegenüber dem Hauptzugang zur Festung beherbergt ein moderner Bau ein kleines Museum. Ehemals lagen hier die Soldatenunterkünfte. Die Sammlungen umfassen vor allem persische und portugiesische Keramik, die man in Swahili-Städten entlang der Küste fand, sowie chinesisches Porzellan und einige Möbelstücke. Ein Stuhl wurde ganz aus Walknochen gefertigt. Interessant sind auch die Objekte, die aus dem 1697 nahe dem Fort gesunkenen Schiff ”Santo Antonio de Tanna” stammen. Die portugiesische Fregatte wollte den in der Festung Belagerten zu Hilfe kommen, wurde jedoch von den Truppen der Omani angegriffen und erheblich beschädigt. Das Schiff musste schliesslich aufgegeben werden und sank. Nachdem 1963 Amateurtaucher einige Funde geborgen hatten, erwachte das Interesse der Archäologen. Zwischen 1977 und 1980 konnten ca. 7’000 teilweise erstaunlich gut erhaltene Gegenstände aus dem Schiff geborgen werden. Da die ”Santo Antonio” in Goa gebaut worden war, verwundert es nicht, dass etliche aus Indien stammende Keramikwaren ans Tageslicht kamen. Das in Teilen erhaltene Schiffswrack konnte aus Kostengründen nicht geborgen werden. Es ruht noch immer in etwa 17m Tiefe im Alten Hafen. Nach Verlassen des Museums findet man rechter Hand die ”Portuguese Wall Paintings”, die Zeichnungen entstanden Anfang des 17. Jh.s und stammen von portugiesischen Soldaten, die sich auf diese Weise vermutlich ihren Dienst verkürzten. Ganz in der Nähe befand sich an der Ostseite der Festung die einstige Kommandantenresidenz. Während der Herrschaft des Mazurni-Clans fungierte der Bau als Audienzhalle. Die Inschrift in diesem Raum bezieht sich auf die Pilgerfahrt eines Mazurni-Herrschers nach Mekka und seine Rückkehr im Jahre 1793. Von den Mauern in diesem Teil der Festung bietet sich ein schöner Blick aufs Meer und den Alten Hafen.