Allgemeines 

Das im Südwesten, an der Grenze zu Tansania gelegene Masai – Mara - Nationalreservat ist eines, wenn nicht das berühmteste Tierschutzgebiet Kenyas. Mit der südlich anschliessenden Serengeti und weiteren Naturschutzgebieten bildet es ein gemeinsames Ökosystem von insgesamt 25’000 qkm Fläche. Es ist Jahr für Jahr Schauplatz eines grandiosen Spektakels: Wenn das Nahrungsangebot in der Serengeti immer spärlicher wird, dagegen in der Masai Mara das Gras noch reichlich spriesst, ziehen die Weissbartgnus aus dem Süden der Serengeti nach Norden, Hunderttausende von Tieren fallen dann in die Masai Mara ein. Die gigantische Tierwanderung beginnt im Juni oder Juli in der Serengeti, bis September sind annähernd zwei Millionen Gnus und Zebras in die Masai Mara übergesiedelt. Im Oktober / November treten die ersten Tiere den Zug wieder südwärts an. Doch auch zu anderen Jahreszeiten lohnt die Masai Mara unbedingt einen Besuch. Tierreichtum und Artenvielfalt sind grandios. Hier hat man die grössten Chancen, ”The Big Five” in nur wenigen Tagen, manchmal sogar Stunden zu beobachten. Aber eine Garantie dafür gibt es natürlich nie! Zwei oder drei Tage sollte man für den Aufenthalt in der Masai Mara einplanen.Masai Mara Landkarte (klicken um vergrössert zu sehen 140kb)
Das Masai Mara National Reserve umfasst eine Fläche von 1672 qkm, gut 500 qkm davon haben den Status eines Nationalparks, d.h. dieses Gebiet darf von den Masai nicht als Weideland genutzt werden. Die Masai Mara wird von mehr Touristen besucht als jedes andere kenyanische Tierschutzgebiet. Hunderte von Jeeps kurven an manchen Tage kreuz und quer durch das Grasland, immer auf der Suche nach fotogenem Tiermaterial. Dass das bei Landschaft und Tierwelt Schäden hervorruft, ist selbstverständlich. Auf keinen Fall sollte man den Fahrer dazu drängen, allzu nahe an jagende Leoparden, Geparde oder Löwen heranzufahren. Am unkompliziertesten ist die Anreise in die Masai Mara über das 160 km westlich von Nairobi gelegene Narok (letzte Möglichkeit zum Auftanken und zum Auffrischen der Vorräte). Von dort sind noch einmal knapp 100 km auf nicht asphaltierter Piste bis zum Sekenani Gate des Nationalreservates zurückzulegen. Wer vom Lake Victoria kommt, fährt über Kisii nach Kilkoris und von dort weiter zum Oloololo Gate an der Westgrenze des Reservates. Eine weitere Alternative ist die Anfahrt über Kericho nach Bomet und von dort auf der B 3 nach Ngorengore. Hier zweigt in südwestlicher Richtung die C 13 ab, die ebenfalls zum Oloololo Gate führt. Diese Pisten können sich nach Regenfällen schnell in unpassierbare Schlammwüsten verwandeln, man erkundige sich vor Fahrtantritt unbedingt nach den jeweiligen Gegebenheiten. Am schnellsten gelangt man mit kleineren Charterflugzeugen in die Masai Mara, fast alle Camps haben Landepisten.

  Geschichte 

Benannt ist das Nationalreservat nach den Masai, einem halbnomadischen Hirtenvolk, das in diese Region vor etwa 500 Jahren einwanderte. Der zweite Namensbestandteil ”Mara” bedeutet in der Sprache der Masai ”buntes Durcheinander” und bezog sich auf die abwechslungsreiche Landschaft, die hier noch vor wVom Soit Oloololo Escarpment hat man einen weiten Blick über die leicht gewellte Savannenlandschaft der Masai Maraenigen Jahrzehnten existierte. Durch die Einwanderung der Masai veränderten sich Tierreichtum und ökologische Gegebenheiten Jahrhunderte hindurch nicht. Die Masai jagen nur in äussersten Notzeiten Wild, ansonsten sind grosse Rinderherden ihre Lebensgrundlage. Dieser wurden sie weitgehend beraubt, als 1891 in dieser Region die bis dahin in Afrika nahezu unbekannte Rinderpest wütete. Die Viehseuche löschte nicht nur die Bestände der Rinderherden nahezu aus, sie griff auch auf andere Säugetiere, insbesondere Büffel, Weissbartgnus und Giraffen, über. Etwa 90 % dieser Grosssäuger erlagen der Krankheit. Die Masai litten durch den Verlust ihrer Rinderherden bittere Not, waren durch Hunger geschwächt und fielen selbst in grosser Zahl Krankheiten, wie den Windpocken, zum Opfer. Die meisten Überlebenden verliessen das Gebiet. Noch bis in die sechziger Jahre des 20. Jh.s hinein brach die Rinderpest wiederholt aus, doch führte sie, da ein Grossteil der Tiere mittlerweile immun war, nicht mehr zu einem Massensterben. Im Gegenteil: Allmählich erholten sich die Wildbestände, und nach dem Zweiten Weltkrieg lockte der sagenhafte Wildreichtum der Masai Mara weisse Grosswildjäger in grosser Zahl an. Sie dezimierten die Wildbestände in erschreckendem Ausmass. Anfang der sechziger Jahre soll es nur noch neun Löwen in dieser Gegend gegeben haben. Um das einzigartige Tierleben zu erhalten, wurde 1961 das Masai-Mara-Reservat eingerichtet. Seitdem vermehrten sich fast alle Arten sprunghaft. Touristen kamen nun nicht mehr zum Jagen, sondern zum Fotografieren: Die ersten Lodges wurden Mitte der sechziger Jahre in der Masai Mara eröffnet.

  Landschaftsbild 

Die Savannenlandschaft der Masai Mara ist nur flach gewellt. Im Westen begrenzt sie das Soit Oloololo Escarpment, das sich etwa 300 m über die Ebene erhebt. Im Osten bestimmen Hügel und Inselberge das Landschaftsbild, sie erreichen bis zu 2100 m Höhe. In Nord-Süd-Richtung durchfliesst der das ganze Jahr über Wasser führende Mara River das Gebiet. In ihn mündet von Nordosten her der ebenfalls ständig wasserführende Talek River ein. Vorherrschend ist in der Masai Mara die Grassavanne, die vereinzelt von Akazien aufgelockert wird. Wenn die riesigen Herden der Weissbartgnus und andere Huftiere einfallen, weiden sie das Gras innerhalb weniger Wochen bis zu 90% ab. Die Flussläufe säumen Galeriewälder, gelegentlich sieht man hier prächtige Exemplare von Feigenbäumen. Das ökologische Gleichgewicht im Schutzgebiet ist seit einigen Jahrzehnten erheblich gefährdet. Natürlich erfordern die hohen Besucherzahlen und die Beschädigungen der Grasnarbe durch die vielen Fahrzeuge ihren Tribut. Ein übriges besorgt die Überweidung des Gebietes durch die Viehherden der Masai. Durch Brände wird vielerorts versucht, den Graswuchs zu fördern. Zwar erhöht sich damit tatsächlich das Futterangebot für Vieh, Gnus und Zebras, andererseits greifen die Brände aber auch häufig auf Buschland über, junge Baumtriebe werden abgebrannt und die Masai Mara wird mehr und mehr zu einer reinen Grassavanne. 

  Wildbestand 

Thomsongazellen sind an ihrem breiten schwarzen Seitenstreifen gut zu erkennen. Sie leben in Herden von meist fünf bis 50 Tieren, pro Herde gibt es nur einen Bock.Wer sich im August / September in der Masai Mara aufhält, wird ein Naturphänomen erleben, das er vermutlich nie mehr vergisst. An der Tierwanderung, die Juni / Juli in der tansanischen Serengeti beginnt, beteiligen sich etwa 1,5 Mio. Weissbartgnus, ihnen folgen Zebras und Antilopen und natürlich auch die Jäger dieser Tiere. Ganze Löwenrudel, Schakale und Hyänen begeben sich nordwärts. Sie müssen unter grossen Gefahren den in dieser Jahreszeit viel Wasser führenden Mara River überqueren, zahlreiche Tiere brechen sich beim Sprung in die Fluten die Beine und verenden, andere werden von der Strömung mitgerissen und ertrinken, wieder andere fallen den Krokodilen zum Opfer, die schon auf fette Beute warten. Der Zeitpunkt der gigantischen Tierwanderung richtet sich nach den Niederschlagsmengen und dem Futterangebot in der Serengeti, ein genauer Termin lässt sich also nie vorhersagen. Erstaunlicherweise ist der gigantische Tierzug ein relativ ”neues” Phänomen. Bis in die sechziger Jahre hinein zogen nur in besonders trockenen Jahren einige Weissbartgnus vom Süden der Serengeti nach Norden in die Masai Mara. Erst mit dem Anwachsen der Herden (noch zu Beginn der sechziger Jahre betrug die Zahl der Gnus in diesem Gebiet lediglich 250’000) und dem damit verbundenen immer geringer werdenden Futterangebot kam es zu diesem gigantischen Tierspektakel. Aber auch wenn die Wanderherden die Masai Mara wieder verlassen haben – was spätestens im November der Fall ist –, bleibt der Tierreichtum noch gross. Der Tierbestand beläuft sich auch in diesen Monaten auf etwa eine halbe Million. Von den 16 im Schutzgebiet vorkommenden Antilopenarten sind die Topis am auffälligsten. Ihr Bestand wird auf etwa 30’000 geschätzt. Ebenso gross ist die Anzahl der hier lebenden Büffel. Dazu kommen etwa 100’000 Gazellen, 55’000 Impalas und 6’000 Elandantilopen. Die Zahl der Elefanten beläuft sich auf rund 1500. Mehr dieser Riesensäuger kann das Gebiet auch kaum verkraften. Zu einem nicht unwesentlichen Bestandteil sind die Elefanten für die ZerstöBegenungen mit Geparden sind in der Masai Mara zwar nicht garantiert - aber wahrscheinlichrung des Busch- und Waldlandes in der Masai Mara verantwortlich. Nirgendwo sonst in Kenya ist die Dichte an Löwen grösser als in der Masai Mara. Löwenrudel bestehen aus bis zu 30 Tieren. Leoparden, Geparde, Hyänen und Schakale sind ebenfalls relativ häufig zu beobachten. Die Zahl der Nashörner ist in den letzten Jahren durch Wilderer besorgniserregend zurückgegangen. Zwar wurden 1994 einige Nashörner aus Südafrika hierher umgesiedelt, doch sind auch diese Tiere durch Wilderer extrem bedroht. Den Mara und Talek River bevölkern Krokodile und Flusspferde; sie halten sich meist in den als ”Hippopools” bezeichneten Flussabschnitten auf. Auch Ornithologen kommen auf ihre Kosten: 450 Vogelarten konnten im Reservat festgestellt werden. 

  Unterkünfte 

Es gibt im Masai – Mara – Nationalreservat rund 20 teilweise äusserst luxuriöse Camps und Lodges, weitere befinden sich in der Nähe des Tierschutzgebietes. Nahe der Parktore kann gecampt werden, nicht alle Campingplätze sind jedoch mit Toiletten und fliessendem Wasser ausgestattet; nächtlicher Elefantenbesuch ist nicht ausgeschlossen! 

  Ballonfahrten 

Einige Camps bieten (zu stattlichen Preisen ca. SFr. 500) Ballonfahrten an. Etwa eine Stunde hat man Zeit, Landschaft und Tiere von oben zu betrachten. An das grandiose Erlebnis zu frühmorgendlicher Stunde schliesst sich meist ein Champagnerfrühstück an. Weil ein einziger Heissluftballon durch das Fauchen des Brenners ganze Tierherden in Panik versetzen kann, ist seit einigen Jahren eine Mindestflughöhe vorgeschrieben. Aber auch der Schatten des Ballons auf dem Boden versetzt das Wild in Aufruhr.  

  Fahrten durch das National – Reservat 

Die meisten Niederschläge sind in der Masai Mara zwischen März und Mai zu verzeichnen, aber auch in den anderen Monaten regnet es durchschnittlich an mindestens vier Tagen. Nach heftigen Regenfällen verwandeln sich die Sandpisten im Schutzgebiet schnell in nicht mehr befahrbare Rutschpisten. Ohne ein geländegängiges Fahrzeug ist jegliches Vorwärtskommen dann hoffnungslos. Bei Trockenheit braucht man dagegen nicht unbedingt ein Fahrzeug mit Vierradantrieb. Abseits der Hauptpiste gibt es in der Masai Mara fast keine Beschilderung. Die ortskundigen Fahrer durchkurven auf der Suche nach Grosswild das Gelände auch abseits der Pisten kreuz und quer. Wer sich nur kurze Zeit im Reservat aufhält und ohne Ranger unterwegs ist, hat nahe dem Mara River die meisten Chancen, Wild zu sehen. Generell ist die Wildkonzentration im Westen des Tierschutzgebietes meist noch grösser als im Osten, andererseits ist der westliche Teil schwerer zugänglich, in weiten Teilen sumpfig und nach Regenfällen völlig unbefahrbar. 

  Masai Dörfer 

Masai kann man in den Dörfern fotografieren - natürlich nur gegen BezahlungEinige der Masai-Dörfer nahe dem Nationalreservat können gegen Bezahlung besucht werden. Während von Mitgliedern einer grösseren Gruppe selten mehr als 10 US-Dollar verlangt werden, kann sich bei Individualtouristen dieser Betrag leicht vervielfachen. Dafür darf man dann die von einer dornigen Schutzumzäunung umgebene Siedlungsstätte betreten, in der mehrere Grossfamilien zusammenleben. Beim Blick in eine der bewohnten Hütten wird man feststellen, mit welchen Widrigkeiten die Bewohner zu kämpfen haben. In der Regel dürfen Besucher ungehindert die Bewohner fotografieren, und natürlich versucht man auch, Souvenirs zu verkaufen.