M A L A R I A |
Erkrankung
bei Menschen, Affen und Vögeln, hervorgerufen durch eine Infektion mit
Protozoen der Gattung Plasmodium und gekennzeichnet durch Schüttelfrost
und Fieberschübe. Malariaerreger werden beim Menschen durch Stiche von rund 60 Stechmückenarten
der Gattung Anopheles übertragen. Die Krankheit tritt weltweit in den
Subtropen und Tropen auf, aber auch in anderen warmen Regionen. Die Verbreitung
der Malaria ging mit der Einführung von Programmen zur Schädlingsbekämpfung
zurück, bei denen Insektizide eingesetzt wurden. Seit 1950 ist Malaria aus ganz
Europa und dem grössten Teilen Mittel- und Südamerikas verbannt. In Afrika und
Südostasien stellt sie jedoch auch heute noch ein grosses Problem dar. Nach
Angaben von 1998 erkranken jährlich 400 Millionen
Menschen an Malaria, zwei Millionen sterben jedes Jahr an dieser Krankheit.
Malaria beim
Menschen
Beim
Menschen tritt Malaria in vier verschiedenen Formen auf. Jede von diesen Formen
wird durch eine andere Parasitenart verursacht. Sie haben jedoch die gleichen
Symptome, nämlich Schüttelfrost, Fieber und Schweissausbrüche. Wird die
Krankheit nicht behandelt, dann treten die Symptome in regelmässigen Schüben
auf. Die leichteste Form der Malaria ist die meist gutartige Malaria tertiana,
deren Erreger Plasmodium vivax ist, und bei der das Fieber nach dem
ersten Anfall (zu dem es meist innerhalb der ersten zwei Wochen nach einer
Infektion kommt) alle zwei Tage auftreten kann. Malaria tropica, auch
Tropenfieber genannt, wird durch P. falciparum
verursacht und verläuft in vielen Fällen tödlich. Die Organismen, die diese
Form der Erkrankung auslösen, blockieren häufig die Blutgefässe des Gehirns,
was zu Koma, Delirium und schliesslich zum Tod führt. Menschen, die unter
Sichelzellenanämie leiden, sind teilweise vor Malaria tropica
geschützt: Die Krankheit verläuft bei ihnen weniger schwer und niemals
tödlich. Die Bayerische Gesellschaft für Immun- und Tropenmedizin in München
berichtete 1997, es sei ein Schnelltest zur Selbstdiagnose der Malaria tropica
entwickelt worden. Dazu gibt man einen Bluttropfen auf eine Testkarte und fügt
Reagenzien hinzu; das Testergebnis lässt sich sofort ablesen.
Malaria quartana
(Erreger: P. malariae)
hat eine längere Inkubationszeit als Malaria tertiana oder Tropenfieber. Der
erste Anfall tritt erst 18 bis 40 Tage
nach der Infektion auf. Dann kommt es alle drei Tage zu weiteren Anfällen. Die
vierte und seltenste Form der Krankheit wird durch P. ovale
verursacht und verläuft ähnlich der gutartigen Malaria tertiana. Während der
Inkubationszeit der Malaria wachsen die Protozoen in den Leberzellen. Einige
Tage vor dem ersten Anfall befallen die Organismen die roten Blutkörperchen. Im
Lauf ihrer Entwicklung zerstören sie die roten Blutzellen, was zu den typischen
Fieberanfällen führt.
Das Tübinger Institut für Tropenmedizin berichtete 1998, man habe bei einer
klinischen Studie an 200 Kindern
am Albert-Schweitzer-Hospital in Lambaréné in Gabun festgestellt, dass manche
dieser Kinder eine Genmutation aufwiesen, die mit einem „relativen Schutz“
vor Malariainfektionen und einem milderen Krankheitsverlauf einhergehe.
Geschichte
Malaria wird seit 1638 mit einem
Extrakt aus der Rinde des Fieberrindenbaumes, dem Chinin,
behandelt. Chinin wirkt leicht toxisch, unterdrückt aber das Wachstum der
Protozoen im Blutkreislauf. Im Jahr 1930 gelang es deutschen Chemikern, einen
Stoff namens Atebrin zu synthetisieren, der wirkungsvoller und weniger
giftig ist als Chinin. Ende des 2. Weltkrieges
wurde ein neues Medikament eingeführt (Chloroquin), das Tropenfieber
verhindern bzw. vollständig heilen konnte. Es hemmte die anderen Formen der
Malaria wesentlich wirkungsvoller als Atebrin oder Chinin. Ausserdem war es weit
weniger giftig als die früheren Medikamente und konnte in geringeren Dosen
verabreicht werden.
Untersuchungen zeigten jedoch, dass manche Stämme von P. falciparum
(dieser Organismus verursacht Tropenfieber) gegen Chloroquin und andere
synthetische Malariamedikamente resistent geworden sind. Diese Stämme treten
vor allem in Vietnam, auf der Malaiischen Halbinsel, in Afrika und Südamerika
auf. Chloroquin ist nach einer 1998 publizierten Mitteilung der Universität
Würzburg, wo derzeit ein neues Medikament entwickelt wird, heute praktisch
nicht mehr einsetzbar. Chinin wirkt jedoch immer noch gegen Plasmodium-falciparum-Stämme,
die gegen synthetische Malariamittel resistent sind. Nicht nur wegen der
Resistenz bestimmter Parasiten gegen Arzneimittel, sondern auch weil einige
Überträgermücken Resistenz gegen Insektizide wie DDT entwickelt haben, ist es
in manchen Ländern der Tropen zu einem Wiederaufleben der Krankheit gekommen.
Als Folge tritt Malaria auch bei Touristen aus Amerika und Westeuropa, die
Länder Asiens und Mittelamerikas bereisen, sowie bei Flüchtlingen aus diesen
Gebieten verstärkt auf. In Deutschland hat die Zahl der (auf Grund von
Tropenreisen) in Deutschland von Malaria betroffenen Menschen 1995 um 50 Prozent
zugenommen. In der Schweiz und in Deutschland erkrankten mehrere Personen an
Malaria, obwohl sie nie ein Infektionsgebiet bereist hatten. So erlag 1996 ein
Schweizer, der unweit des Genfer Flughafens wohnte, dieser Krankheit; es wird
angenommen, dass eine Anopheles-Mücke mit einem Flugzeug eingeschleppt
wurde. Gegenwärtig wird an der Entwicklung weiterer Medikamente gegen Malaria
gearbeitet. Mehrere mögliche Impfstoffe werden auf Sicherheit und Wirkung
geprüft. Auch ein Impfstoff, der an ganze Bevölkerungen verteilt werden kann,
wird entwickelt.
Das Institut für Tropenmedizin der Universität Tübingen berichtete 1998 in
der medizinischen Fachzeitschrift Lancet, das Kombinationspräparat Malarone,
das in Deutschland bislang nur zur Malariatherapie zugelassen ist, habe sich
auch zur Prophylaxe bewährt. Man könne es vor allem dort einsetzen, wo
Resistenzen gegen Chloroquin aufgetreten seien. Die indische Regierung versuchte
1997, Anopheles-Mücken in besonders von Malaria betroffenen Gebieten
durch das Aussetzen von sterilen Mückenmännchen zu bekämpfen.